From: http://www.nbt.ch/Text-180498.htm
Ausgabe vom 18.4.1998
von NBT-Korrespondent Richard Anderegg, Washington
Ein Uno-Beauftragter, der Algerier Lakhdan Brahimi, ist auch in der Gegend. Er versucht, die steckengebliebenen Friedensgespräche zwischen Kabul und der provisorischen Nordhauptstadt Masar-e-Scharif wieder in Gang zu bringen. Beide haben zunächst ein gemeinsames Ziel, nämlich das Wiederaufflammen des Krieges nach der Schneeschmelze im rauhen Norden zu verhindern. Dazu wollen sie beide mit den Gegnern und besonders mit den Waffenlieferanten reden, die seit Monaten beide Lager so intensiv aufgerüstet haben, dass man Kämpfe grösseren Ausmasses erwartet.
Seiltänze Irans und der USA
Hier gehen aber die Ziele der reisenden Diplomaten wie auch die der Beteiligten recht radikal auseinander. Für die USA geht es darum, den ganzen Mittleren Osten und Südostasien einigermassen im Griff zu behalten, wo Ölinteressen und die asiatische Finanzkrise schwer kontrollierbare Kräfte entfesseln. Und das im Moment, da Washingtons Ruf durch seinen bisher wichtigsten Klienten, Israel, in der islamischen Welt schwer geschädigt wird. Iran hilft den Gegnern der Taliban, weil diese mit amerikanischen Ölfirmen Erdöl- und Gasleitungen aus dem Süden Turkmenistans durch Afghanistan nach Pakistan bauen wollen, mit Verlängerung nach Indien. Die Ölgesellschaft Unocal hat an der Hochschule von Nebraska in Omaha schon ein Ausbildungszentrum für Afghanen der Taliban-Observanz im Gang, das kürzlich von einer Delegation aus Kabul besucht wurde. Das State Department schloss ein Auge und liess mittlere Beamte mit den hohen Talibans, die Washington nicht anerkennt, sprechen. In New York tat die Uno-Vertretung der USA erbost, denn die Uno anerkennt noch die alte, gemeinsam von den USA und Russland abgesegnete Regierung Rabbani, die sich in Masar-e-Scharif eingegraben hat. Zu ihr reist jetzt Uno-Botschafter Richardson. Das missfällt Iran. Teheran will, dass Öl und Gas aus dem neuen Gebiet jenseits seiner Nordgrenze in die bestehenden und leicht ausbaufähigen Pipelines Irans fliessen und so in den Westen gelangen. Darum gibt es sich ja auch all die Mühe, die Beziehungen zu Amerika zu verbessern, was wiederum innenpolitisch Krämpfe verursacht, weil sich die alten Revolutionäre und religiösen Verfassungshüter bedroht fühlen. Gegen sie arbeitet aber nicht nur die städtische Jugend mit dem Präsidenten Khatami, sondern die Wirtschaft. An einer Ölkonferenz in Teheran vor einem Monat warb die NIOC für «über 100 Projekte, an denen ausländische Öl- und Gasfirmen sofort und mit gesicherter finanzieller Beteiligung» mitmachen können. Krieg in Afghanistan ruiniert die Konkurrenz, also fördert man ihn.
Auch Russland will am Ölhahn drehen
Russland seinerseits betrachtet die jetzt unabhängigen kaukasischen und zentralasiatischen Staaten weiterhin als Moskaus geopolitisch natürliche Einflusszone. Das Öl soll zum Schwarzen Meer und durch einen russischen Ölterminal fliessen. Es darf keinen Taliban-Staat geben, besonders, wenn er amerikanischen Einfluss bringt.
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Direkte Pipeline Iran Pakistan im Gespräch
Vor einem Monat, an der erwähnten Ölkonferenz in Teheran, sprachen Pakistani und Iraner über eine direkte Pipeline, dort, wo beide Länder südlich Afghanistans aneinander grenzen, so dass Pakistan an das iranische Netz angeschlossen werden könnte. Was beide interessierte: Es wäre keine amerikanische Leitung. Das ist das unterschwelige Problem, dem Richardson auf Schritt und Tritt begegnet: Wenn man mit amerikanischen Ölgesellschaften Geld verdienen kann, ist es gut. Wenn aber mit dem Ölgeld auch die Begehren amerikanischer Politik serviert werden, sucht man lieber Gesellschaften mit asiatischer, europäischer oder eigener Geschäftsleitung. Amerikanische Ölfirmen wollen sich aber beteiligen, wie Afghanistan gerade zeigt. Das Konsortium für die Öl- und Gasleitung durch das Taliban-Gebiet umfasst Indonesia Petroleum und Transasia, zwei Firmen mit japanischem Kapital, dann die koreanische Hyundai Engineering, die Regierung Turkmenistans und eben die amerikanische Unocal, die sich besonders befleissen muss, nützlich zu sein. Womit sie ihrer eigenen Regierung mit ihrem Druck, die Talibans anzuerkennen, keine Freude macht. Denn gleichzeitig macht sie den Iran böse, mit dem sich Aussenministerin Albright solche Mühe gibt, und die anti-iranische Stimmung im Kongress um die Ohren kriegt.
Bekannte Namen unter den Lobbyisten
Die Ölfirmen haben unterdessen alles, was an ex-Ministern im Westen kreucht und fleucht, gekauft und setzen sie als hochbezahlte Experten und Lobbyisten ein. Zu bekannten politischen Söldnern wie James Baker (Aussenminister unter Bush), Zbigniew Brzezinski (Sicherheitsberater Carters), Brent Scowcroft (Sicherheitsberater Bushs), Caspar Weinberger (Verteidigungsminister Reagans) gesellt sich jetzt der ehemalige britische Aussenminister Rifkind, dieser allerdings als Agent für eine australische Firma (Broken Hill Proprietary Co.), die mit Iran die direkte südliche Pipeline nach Pakistan befürwortet.
Die Saudis unterstützen die Taliban massiv
Ihm und der verängstigten Wahhabitendynastie geht es darum, gegen die Moderne einen konservativ islamischen Staat zu fördern. Die unter der CIA vereinigten Nachrichtendienste in Washington warnen, das müsse man dulden, weil sonst die letzten guten Kontakte mit den Saudis rissen, für die Washington schon lange viel zu viel für die Modernisierung tut. Der Abgesandte Washingtons, Uno-Botschafter Richardson, muss versuchen, den Krieg nicht stattfinden zu lassen, erstens, damit Washington weiterhin das Auftauen mit Iran und den Versuch, das aufmüpfige Pakistan zu beruhigen, weiterverfolgen kann, und zweitens, damit die eigenen amerikanischen Ölfirmen nicht einen weiteren Kampfplatz bauen.
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I can't get span to work. But it's a dynamite article.
The main points:
1)Unocal set up a center to educate taliban members at the U of Nebraska.
2)This got lost: Und als eine von vielen Mühen, die am Rande mitspielen: Prinz Turki Feisal, Saudiarabiens Geheimdienstchef, leitet persönlich die umfangreiche Saudihilfe für die Taliban und lässt sich nicht dreinreden weder von den USA, noch von irgendwelche Ölinteressene
Prince Turki, recently ejected, was their patron. He was unwilling to let the US or oil companies tell him or the Taliban what to do.